Nachdem Clemens und ich uns auf Penghu ausgiebig erholt hatten, ging am Samstag, den 4. März, noch bevor wir aus Penghu zurück waren, das volle Programm los. Clemens' Eltern Christoph und Gisela kamen zu Besuch! Die ganze Reise war ein wenig spontan geplant gewesen und so kamen seine Eltern am Vormittag an, wo hingegen wir erst gegen Abend aus Penghu zurück waren. Da die beiden jedoch in einem guten Hotel mit Abholservice untergebracht waren, verlief alles reibungslos und so konnten wir seine Eltern direkt am Abend in die taiwanische Küche einweisen und gingen in einem kleinen Lokal um die Ecke essen. Clemens' Eltern waren sofort von dem Essen angetan (es gab unsere geliebten 牛肉卷餅, eine Art Wrap mit Rindfleisch, Gurken und Zwiebeln, mit einer wahnsinnig leckeren Soße bestrichen!) und hatten somit gleich einen guten Eindruck von ihrem Reiseziel.
Am nächsten Tag begannen wir langsam mit einer Sightseeing-Tour und zeigten den beiden als erstes die Chiang Kai-Shek Memorial Hall und den dazugehörigen Platz, der vor ein
igen Jahren in "Platz der Freiheit" umbenannt wurde. Die Konzerthalle und die Theaterhalle, beide Gebäude im traditionellen chinesischen Stil erbaut, schauten wir uns ebenfalls an, sowie einige Ausstellungen im Inneren der Gedenkhalle und den Park dahinter, der Clemens und mir vorher noch nie so richtig aufgefallen war. Neben dem mit Nadelgewächsen gesäumten Parkweg wuchsen einige exotische Pflanzen und ich war immer wieder überrascht, von wie vielen Pflanzen Gisela den Namen kannte...
Irgendwann bekamen wir Hunger und nachdem wir uns in einem Ramen-Nudelrestaurant den Bauch vollgeschlagen hatten, hängten wir nach einem kurzen Verdauungsspaziergang noch einen Besuch bei Coldstone ran, denn das leckere Eis konnten wir Christoph und Gisela auf keinen Fall vorenthalten!!
In den darauffolgenden Tagen besichtigten wir gemeinsam einige Sehenswürdigkeiten Taipeis, unter anderem das immer wieder beeindruckende Grand Hotel, wo Clemens und ich von seinen Eltern zu einem exquisiten Teetrinken eingeladen wurden, während der Himmel sich draußen in einem unglaublichen Regenguss entlud. Weitere Ziele waren der berühmte Shilin-Nachtmarkt, auf dem ich mir an dem Tag eine unglaublich
niedliche Ponyo-Handpuppe kaufte^^ und natürlich der Xinyi-Distrikt mit den umliegenden Einkaufstempeln und dem eslite-Riesenbuchladen. Vor allem Gisela stürzte sich freudig in die bunte, schillernde Einkaufswelt des Viertels und kam mit einigen "Schätzen" wieder ins Hotel zurück. Da in einem der Kaufhäuser gerade Ausverkauf war, konnte Christoph, der in aller Eile seine Hemden zu Hause vergessen hatte, auch noch einige gute Schnäppchen in einem Marken-Hemden-Verkauf ergattern. Gegen Ende des Bummels machten wir Halt bei "Café Grazie", einem italienischen Restaurant mit richtig gutem italienischen Essen, wo wir uns richtig die Bäuche vollschlugen und zu unserer Freude dann auch noch von Clemens' Vater eingeladen wurden. Danke nochmal an dieser Stelle... :-)
Zufrieden geshoppt ging es am Tag darauf auf Giselas Vorschlag hin mit der Regionalbahn nach Yingge (鶯歌), die Stadt der Keramik. Das dortige Keramik-Museum war super interessant und obwohl das Wetter geradezu perfekt war, um draußen herumzuwandern, verbrachten wir fast den ganzen Nachmittag in dem Museum, wo abgesehen von ausgestellten Keramik-Kunstwerken eines kürzlich stattgefundenen Wettbewerbs, ausführlich der Herstellungsprozess von Töpfer- und Keramikwaren erklärt und die Geschichte der Töpferei in T
aiwan dargestellt. Ich hätte am liebsten alle Schilder gelesen und mir jedes der liebevoll ausgestellten Stücke genau angesehen, doch wir hatten ja noch einige andere Ziele in der Stadt und so ging es nach einiger Zeit weiter in Richtung "Alte Straße"* von Yingge. Die Wegweiser waren alle ein wenig irreführend und nach langem Suchen und Hin- und Herlaufen entdeckten wir endlich ein Schild, das diesmal auch wirklich in die richtige Richtung deutete. Auf der Suche entdeckten wir noch ein Geschäft, das traditionelle, chinesische Kleidung im Sonderangebot hatte und da konnten Gisela und ich natürlich nicht an uns halten und mussten uns direkt mit schicken, chinesisch geschnittenen Blusen eindecken. Die Verkäuferin war sehr nett und erzählte uns natürlich auch gleich, wo ihr Sohn studiert und was der Rest ihrer Familie so macht und am Ende gingen wir mit vollen Tüten und leerer Geldbörs
e glücklich aus dem Laden.
Die Alte Straße schien gerade noch restauriert zu werden, zumindest waren viele Leute emsig dabei, ein Kopfsteinpflaster zu legen. Die Läden am Rande der Straße hatten leider größtenteils schon geschlossen, doch einige schöne entdeckten wir dennoch.
Ein wenig müde ging es dann gegen Abend wieder zurück nach Taipei.
Am nächsten Tag, einem Samstag, hatten wir einen großen Ausflug geplant: Christoph und Gisela hatten die Taiwan-Karte studiert und an der Nordküste viele Ecken entdeckt, die sicher einen Besuch lohnen würden. Da jedoch viele Orte nur mit dem Bus und sehr umständlich zu erreichen sind, beschlossen wir am Ende, einen Taxifahrer zu mieten, der uns dann zu einem bestimmten Stundenpreis um das Nordkap fuhr. Doch bevor es losging, genossen wir noch gemeinsam bei uns zu Hause ein Osterfrühstück, denn es war ja schließlich Ostern! Davon merkte
man in Taiwan zwar wenig bis nichts, doch wir gaben uns alle Mühe mit von Gisela mitgebrachten Dekorations-Eiern und -Hasen den Frühstückstisch ein wenig österlich zu gestalten. Es gab lecker Rührei und Brot und da Clemens' Eltern uns mit einem Glas Samba und einem Glas (selbst gemachten!) Honigs beglückt hatten, wurde das Frühstück ein wahrlich frugales Mahl (um es mit Clemens' Worten zu sagen...).
So gesättigt, stand unserem Ausflug dann nichts mehr im Wege.
Unser erster Halt war die kurz hinter Danshui gelegene Bucht des "flachen Wassers" (淺水灣), wo Clemens und ich im letzten Jahr einige Mal schwimmen gewesen waren. Es war windig und schön, doch zum Baden war leider keine Zeit, denn wir hatten noch viele Ziele vor uns. Die nächste schöne Bucht war auch einen Halt und einige Fotos wert und dann ging es weiter zum nördlichsten Punkt der Insel. Der Fahrer, den wir gemietet hatten, war offensichtlich selbst noch nicht dort gewesen und ließ es
sich nicht nehmen, auch einige Fotos zu schießen und sich mit uns fotografieren zu lassen. Von einer leichten Erhöhung aus hatte man einen tollen Blick auf das von Wind aufgewühlte Meer und die Küste, inklusive der dicken Wolken, die über uns heranrollten, sich aber zum Glück nicht abregneten. Bevor wir weiterfuhren, zerstörte unser Fahrer beim Versuch, besonders elegant aus der Parklücke zu kommen, erstmal den halben Unterboden seines Wagens, was die Stimmung im Auto für einige Zeit etwas drückte. Doch als wir den Yeliu (野柳) Küstenpark erreichten, begleitete er uns wieder besser gelaunt in den dortigen Naturschutzpark. Da wir uns einen Samstag für unseren Ausflug erkoren hatten, war der Park einigermaßen gut besucht, jedoch noch in erträglichen Maßen. Angelegte Wege führten durch eine Allee zu einzigartigen Felsformationen, die das Meer im Laufe der Jahrhunderte dort schuf. Man durfte frei darauf herumlaufen, was einige schöne Fotos ermöglichte. Unsere letzte Station der Reise war Jilong/Keelung (基隆), wo der Fahrer uns absetzte, wir ihn bezahlten und uns auf den Weg
zum berühmten Nachtmarkt von Jilong machten. Der Nachtmarkt war (wie so vieles in Taiwan) hauptsächlich bekannt für sein vielfältiges Essensangebot und so drängten wir uns durch die Menschenmassen (wie gesagt: Samstag...) und suchten uns etwas leckeres zu essen. In einer kleinen, nicht ganz so überlaufenen Gasse entdeckten wir schließlich ein kleines Lokal, das sehr leckeres Essen und vor allem Sitzplätze bot. Die Bedienung war sehr freundlich und herzlich und so genossen wir unser Essen nach diesem ereignisreichen Tag sehr. Abends ging es dann mit dem Bus zurück nach Taipeh.
Am Sonntag herrschte mal wieder strahlender Sonnenschein und wir entschieden uns zu einem Besuch der ehemaligen Residenz von Chiang Kai-Shek, welche von einem riesigen Park umgeben ist. Wie üblich, wenn Clemens und ich etwas besichtigen, war die Residenz selbst gerade wegen
Umbauarbeiten gesperrt, der Park war jedoch auch ganz sehenswert. Viel Grün, viele Palmen und vor allem der Rosengarten und die Orchideenhäuser konnten Gisela sehr begeistern. Ich glaube, am liebsten hätte sie alle Orchideen mit nach Hause genommen haha^^. War aber alles wirklich sehr schön anzusehen und dank des schönen Wetters sogar noch mehr. Besonders gefallen hat mir auch ein Busch, der in Form eines Kopfes zurechtgeschnitten war und von hunderten von bunten Schmetterlingen umflattert wurde. Wow.
Den Rest des Abends verbrachten wir in Ximending, dessen jugendliche, pulsierende Atmosphäre auch Clemens Eltern mitzog, obwohl das Shopping-Angebot ausschließlich an Jugendliche gerichtet war. Passenderweise war um das historische, oktagonale Theatergebäude ein kleiner Markt mit Handwerkskunst aufgebaut, was einen runden Abschluss für den Tag bot.
Der nächste Tag hielt ob des klaren Himmels einen Besuch des Taipeh 101, des ehemals höchsten Gebäudes der Welt bereit. Der Besuch auf dem 101 war für Clemens und mich das zweite Mal, doch da wir dieses Mal vor Sonnenuntergang hoch fuhren, hatten wir die Gelegenheit, den einmaligen Ausblick bei Tag zu genießen! Die Berge zogen sich wie sanfte Mooshügel durch die Stadt während die Sonne langsam hinter ihnen verschwans, es war einfach unbeschreiblich schön. Nachdem wir die Aussicht genossen hatten, Unmengen von Fotos verschossen und uns auf der Outdoor-Aussichtsplattform den Wind um die Ohren wehen lassen hatten, schauten wir uns noch eine Ausstellung mit Korallen-Schnitzereien an, die zu der Zeit gerade lief. Einige der roten Korallen-Kunstwerke gehörten wohl zu den größten der Welt und waren wirklich sehr beeindruckend. Dies hielt die festländischen Reisegruppen natürlich nicht davon ab, trotz der großen Verbotsschilder "BITTE NICHT ANFASSEN" in fünf verschiedenen Sprachen, das größte Kunstwerk ausgiebig zu ertasten.
Wer liest schon Schilder....
Am Mittwoch entschieden wir uns für Danshui (淡水), ein kleiner Ort an der Flussmündung, der auch immer wieder einen Besuch wert ist (außer am Wochenende, wo sich halb Taipeh dort versammelt, v
on wegen Naherholungsgebiet und so...). Damit Clemens und ich auch mal etwas Neues von Danshui sahen, machten wir eine Bootsfahrt zum gegenüberliegenden Flussufer mit, was bei dem schönen Wetter wirklich Spaß machte. Auf der anderen Seite gab es einen schönen Wanderweg entlang des Flusses und ein kleines Stückchen Strand, woraufhin ich natürlich gleich meine Füßchen ins kühle Nass stecken musste, während die anderen sich im Schatten ausruhten. Da es wirklich ein klein wenig zu heiß war und der Wanderweg wenig bis gar keinen Schatten bot, machten wir uns bald auf den Rückweg und schauten uns das alte Fort von Danshui an, das im milden Abendlicht einige wirklich schöne Fotos erlaubte. Zum Abschluss planten wir noch ein gemütliche
s Essen in einem der Cafés direkt am Wasser, doch ein besonders schönes wollte uns offensichtlich nicht hereinlassen, denn obwohl kaum Tische besetzt waren, behaupteten die Angestellten immer wieder, alles sei reserviert (wohlgemerkt auch die Tische, auf denen kein "Reserviert"-Schildchen stand) und wollten uns auf einen ungemütlichen Tisch am Rande des Restaurants verweisen. So eine Behandlung wollten wir uns nicht gefallen lassen
und so verließen wir wütend das Restaurant und suchten uns in einem nahegelegenen Pasta-Restaurant einen Tisch, dessen leckere Nudeln uns für die unhöfliche Behandlung in dem vorherigen entschädigten.
Am Donnerstag blieben wir in Taipeh und führten Clemens' Eltern durch das niedliche "Taipeh-Storyland", das wir auch mit Sönke und Nina schon besucht hatten und das einen durch das Taipeh der 50er Jahre wandeln lässt, inklusive Kiosk, der Süßigkeiten und Spielzeug der damaligen Zeit verkauft. Es ist wirklich sehenswert!
Erstmal bis hierhin, sonst wird dieser Eintrag einfach viel zu lang...
Aber der nächste kommt bestimmt. Dann folgt noch unsere zweite Reise nach Kending und Gaoxiong, sowie eine Bergwanderung am Löwen-Kopf-Berg. Also bleibt dran :-)
Legende zu den Bildern:
1) Keramikarbeit aus dem Museum in Yingge
2) Straßenszene in Yingge
3) Das wahrscheinlich am schönsten gelegene Klohäuschen der Welt^^
4) Ich mit Ponyo am Strand
5) Nordküste
6) Clemens' Eltern in Yeliu
7) Nachtmarkt in Jilong
8) Clemens und sein Vater beim Essen bestellen
9) Schöne Allee in der CKS Residenz
10) Orchideen
11) Taipeh von oben
12) Das alte Fort in Danshui
13) Sonnenuntergang in Danshui
*Anmerkung: Viele historische Städte in Taiwan haben eine sog. "Alte Straße", was meistens eine Straße ist, in der die historischen Gebäude weitestgehend erhalten sind und die einen Besuch deswegen besonders lohnen.