Mittwoch, November 05, 2008

Hohe Felsen und Wildwasser

Das letzte Wochenende warfen Clemens und ich mal wieder unser Geld zusammen und nahmen an einem von der Uni organisierten Ausflug teil, von dem uns Jenny, ein Mädchen, die auch aus Hamburg kommt und die wir zufällig im Fahrstuhl kennen gelernt hatten, erzählt hatte.
Samstagmorgen um 7:51 (frühes Aufstehen am Wochenende sollte verboten werden ><) ging es los vom Hauptbahnhof Taipeh in Richtung Hualien, einer Stadt, die in der Nähe der berühmten Taroko-Schlucht liegt. Nach ca. 3 Stunden Fahrt in einem Zug, der noch aus den späten 60er Jahren stammte, kamen wir am Bahnhof von Hualien an. Von dort aus ging es mit unserer Gruppe, die aus 9 Leuten bestand, mit 3 Taxis zum vorher gebuchten Hotel. Dort angekommen boten die Taxifahrer, die bei der Menge an Ausländern natürlich sofort ein gutes Geschäft witterten, uns ihre Fahrdienste an. Zu einem Festpreis von ca. 100 Euro für alle 9 (also nur etwas mehr als 10 Euro pro Person) wollten sie uns bis abends umherfahren, um die Sehenswürdigkeiten der Gegend zu besichtigen. Da die Busverbindungen in der Stadt nicht wirklich ersichtlich waren, erschien uns das ein fairer Preis und so verabredeten wir uns mit den drei Fahrern für halb zwei und gingen erstmal was essen. Danach bezogen wir unsere Zimmer (die dann auch endlich fertig waren) und waren zur verabredeten Zeit wieder unten am Eingang, wo die Taxifahrer schon auf uns warteten. Mit Jenny zusammen nahmen Clemens und ich ein Taxi, dessen Fahrer eine Sonnebrille trug, die ihn aussehen ließ wie aus einem Hongkong-Film der späten 90er Jahre (siehe Foto). Auf Nachfrage erzählte er uns, dass er sie schon seit 15 Jahren besitzt^^
Unser erster Halt war natürlich die Taroko-Schlucht, für die die Gegend ja berühmt ist. Vor gaaanz vielen Jahren, als Taiwan entstand, schoben sich zwei tektonische Platten (das erinnert mich an meinen Erdkundelehrer, der das Wort "Plattentektonik" immer so aussprach, dass der Speichel nur so durch die Gegend spritzte^^) und bildeten eine beeindruckende Marmorschlucht. An unserem Haltepunkt gab es erst mal hohe Felsen und einen kleinen Tempel zu besichtigen. Das Wetter war zum Glück bedeckt und es nieselte leicht, weswegen man beim Umherlaufen kaum schwitzte. Als Clemens mich dann allerdings fragte, ob ich noch mit ihm ein bisschen den Berg hochkomme, war es mir dann doch ein wenig zu schwül. Ich glaube, er war auch nicht wirklich traurig, als man von weitem sah, wie hoch das gewesen wäre...
Weiter ging es zu einem anderen Teil der Schlucht, wo man eine in die Schlucht gehauene Straße entlang gehen konnte und die wirklich eindrucksvoll hohen, vom Wasser ausgewaschenen Felswände sowie das wild fließende Weißwasser betrachten konnte. Die Schilder, die vor Steinfall warnten, beruhigten einen nicht gerade, aber der Ausblick war es auf jeden Fall wert.
Die letzte Station der Taroko-Schlucht war eine zum Fußgängerweg gemachte Straße, die den Touristen das Umherwandern im schönsten Teil des Gebiets ohne Blechlawinen ermöglichen sollte. Eine halbe Stunde, einige Wasserfälle, Felswände und etliche Fotos später, trafen wir wieder auf unsere Taxifahrer, die uns am anderen Teil des Weges erwarteten. Wirklich ein lohnenswerter Spaziergang mit steil aufragenden Felswänden und reißendem Wasser.
Am nächsten Haltepunkt galt es eine Pagode zu besichtigen, doch irgendwie waren wir alle viel zu müde, sodass wir die Pagode (die einen Aufstieg auf eine Anhöhung beinhaltete) trotz ihrer Schönheit aufs nächste Mal verschoben und uns aufmachten in Richtung Strand.
Dort angekommen, war es leider schon dunkel und nachdem wir die frische Seeluft einige Minuten genossen hatten, fing es leider an zu schütten wie aus Eimern, sodass der Strandbesuch und der geplante Nachtmarktbesuch ins Wasser fielen. Die Fahrer brachten uns also zu einem Restaurant, da es mittlerweile Abend geworden war und wir alle ziemlich hungrig waren und so endete unser Ausflug für den Tag. Nach einem kurzen Abschiedsfoto mit unserem Fahrer vor seinem Taxi ("was wollt ihr denn mein dummes altes Auto fotografieren?!") und seiner coolen Sonnenbrille ging es also ans Schlemmen in einem Meeresfrüchte-Restaurant. Die Garnelen, die ich bestellt hatte (also es war so ein "jeder bestellt was und jeder isst von allem etwas" Prinzip) waren sehr lecker, aber von den Krabben und anderem merkwürdigen Kram, den zwei Überseechinesen aus Amerika mit Wonne in großen Mengen verschlungen, nahm ich mir nur wenig. Das Essen war ob der Mengen, die die Amerikaner bestellt hatten, sehr teuer, aber da jeder nur seinen Teil bezahlte, hielt es sich für mich noch in Grenzen.
Zum Verdauen liefen wir noch ein wenig durch die Einkaufsstraßen in der Nähe des Restaurants, waren aber dann irgendwann auch so müde, dass wir nur noch zurück zum Hotel, duschen und ins Bett fallen wollten, was wir dann auch taten. War ja schließlich ein langer Tag gewesen.

Für den Sonntag war Rafting geplant, das Jenny schon im Voraus gebucht hatte, wofür wir aber leider wieder gegen 6 aufstehen mussten (heul). Nach einem kurzen Frühstück (es gab neben Toast und chinesischen Mantou, also kleinen Dampfbrötchen, auch Chicken Nuggets im Buffet) wurden wir von einem Bus der Rafting-Firma abegholt, der uns in einer knapp eineinhalbstündigen Fahrt zu dem Rafting-Center brachte. Dort wurde uns erstmal ausführlich erklärt, was wir zu beachten hatten (ich hatte später den Eindruck, dass die meisten Leute in unserem Boot nicht zugehört hatten) und wir bekamen Schwimmwesten und Schutzhelme, in denen wir alle enorm sexy aussahen.... und in Hitze schwitzten. An einem kleinen Straßenstand wurden dann noch Neoprenschuhe zu einem sehr günstigen Preis verkauft wurden, mit denen wir uns vorher noch schnell eindeckten. Ich schmierte mir noch schnell Sonnencreme auf die arg gefährdeten Stellen (trotz bedeckten Himmels kann man sich da übelst Sonnenbrand einfangen...ich kenne jemanden, der euch da mehr zu erzählen kann ;-)) und schon ging es nach einem letzten kurzen Briefing, wie man das Boot fährt, los. Zum Glück waren die Boote relativ groß, sodass wir bequem zu neunt auf eins passten. Der Fluss war nicht tief und das Wasser auch nicht zu wild, sodass man auch als blutiger Anfänger keine Angst haben musste. An den schnelleren Stellen war es dennoch aufregend und sehr lustig :-)
Wir fuhren durch eine Landschaft von schroffen Felsen und mit subtropischen Pflanzen bewachsenen Hängen, die mich ein wenig an Fluch der Karibik erinnerte und dem ganzen Ausflug noch einiges an Atmosphäre gab. Das Problem war nur, dass ein Großteil der Leute auf unserem Boot noch nie gepaddelt waren und es dementsprechend irgendwie auch nicht verstanden, wie man ein Boot lenkt, ergo ständig in die falsche Richtung paddelten....das war ein bisschen anstrengend, denn da wir uns untereinander nicht so gut kannten, wollte man sich natürlich auch nicht gleich als Klugscheißer aufspielen....aber Clemens und ich hatten schon so unsere Probleme, das Boot in die gewünschte Richtung zu lenken, um nicht dauernd gegen Felsen zu prallen oder über dieselben zu fahren....
Davon abgesehen war es aber eine sehr unterhaltsame Fahrt und durch das obligatorische gegenseitige Nass-Spritzen mit den anderen Booten und das ins Wasser werfen (es war wie gesagt, trotz Anfang November immer noch sehr heiß) wurde einem auch nicht langweilig.
Da unser Zug schon um 16:30 zurück fuhr, wurden wir von einem der Menschen, die immer mit Motor-Schlauchbooten um uns herumfuhren, uns nassspritzten und darauf achteten, dass niemand ertrinkt, zum Haltepunkt gezogen und wir fuhren etwas früher los.
Der Tag war sehr anstrengend gewesen und nach der Fahrt zum Bahnhof und nochmal 3 Stunden Zug waren wir auch sehr geschafft....leider war das Wochenende schon wieder vorbei und wir hatten nicht wirklich Zeit zum Ausruhen.
Gelohnt hat sich der ausflug natürlich trotzdem auf jeden Fall! Rafting kann ich nur empfehlen!!

ps: Weitere Fotos folgen!