Montag, Januar 19, 2009

Heiße Quellen und schöne Natur

Ja, ich weiß, lange nichts mehr geschrieben... aber irgendwie bin ich, wenn ich von der Uni komme, auch froh, wenn ich mich ausruhen kann. Das ewige Vokabelnlernen und Lehrbuch anschauen schlaucht einen auf Dauer doch irgendwie, auch wenn es, verglichen mit dem Lernpensum an der Uni Hamburg noch vergleichbar wenig ist. Aber es ist eben auch wenig Abwechslung und man hat nie mehr als ein paar Tage frei, was irgendwie nicht so richtig zum Batterie-Aufladen reicht. Von daher geht die Motivation dann doch langsam ein bisschen verloren. Ich hoffe, dass es besser wird, wenn ich einen Literatur-Kurs wähle im nächsten Semester, dann hat man mal wieder was anderes als immer nur Lehrbuch.
So, aber eigentlich wollte ich was über unsere letzten beiden größeren Ausflüge schreiben. Direkt nach Silvester, wo wir dank Unterricht bis zum 31. 12. uns zu nicht viel mehr durchringen konnten, als das Feuerwerk auf dem Taipei 101 anzusehen, gönnten wir uns an Neujahr einen Tag Ruhe und am 2. Januar ein bisschen Erholung und zwar in den heißen Quellen von Xinbeitou (sprich: Hsin-bey-tou). Wir dachten uns, wenn schon Entspannung, dann richtig und so entschlossen wir uns dazu, anstatt uns mit dutzenden von Taiwanern und dicken Ausländern in den öffentlichen heißen Quellen zu tummeln, einen privaten "Heiße-Quellen-Raum" in einem Hotel zu mieten. Dieser war zwar ein bisschen teurer, bot dafür aber ausreichend Luxus für ein entspanntes Bad. Trotz der Menge an reichen Bonzen-Familien, die sich offensichtlich über Neujahr in dem Hotel einbuchen wollten (ja ok ich bin ja schon ein bisschen neidisch), kamen wir relativ bald dran und wurden zu einem Raum geführt, in dem es neben der obligatorischen steinernen Wanne mit drei Wasserhähnen (heißes, kaltes und Heiße-Quellen-Wasser) noch einen Tisch, einen weiteren Schminktisch mit großem Spiegel und frischen, weißen Handtüchern, sowie eine Dusche mit Höckerchen gab. Wir hatten den Raum für eine Stunde gemietet, was gerade reichte, um den empfohlenen Badegang durchzuführen. Den hatten wir uns im Internet vorher angesehen, denn in den heißen Quellen baden will gelernt sein. Ähnlich wie bei einer Kneipp-Kur geht man zunächst in nicht ganz so heißes Wasser (ca. 37 Grad) für einige Minuten, dann geht man wieder raus, um sich ein wenig abzukühlen. Beim nächsten Gang wird das Wasser ein wenig heißer gemacht und wieder geht man langsam rein und nach einigen Minuten wieder raus. Das kann man dann mehrmals hintereinander machen, ehe man sich duscht und wieder anzieht. In der Badewannee schwimmt dann noch ein kleiner hölzerner Waschbottich, mit dem man sich das heiße Wasser über die Schultern gießen kann, denn mit dem ganzen Körper in das Wasser gehen ist nur sehr kurzfristig auszuhalten und auch nicht so gesund, denn das Wasser ist schon sehr heiß. Das Ganze ist dann entspannend für Körper und Geist und hilfreich bei Kreislaufproblemen. Falls ihr euch für mehr Details zum Baden in heißen Quellen interessiert, könnt ihr die ganze Prozedur hier nachlesen (auf Englisch). Mehr über Xinbeitou bzw. Beitou (Xinbeitou scheint ein Vorort von Beitou zu sein) und die heißen Quellen dort könnt ihr in diesem Artikel der China Post nachlesen. Die Besonderheit der Quellen in Xinbeitou ist, dass es Schwefelquellen sind, deren Wasser ein wenig trüb ist und eben nach Schwefel riecht. In den Quellen, in denen man badet, ist der Geruch natürlich sehr schwach, aber an manchen Orten in Xinbeitou riecht es schon ziemlich stark nach Schwefel. Noch mehr über Xinbeitou habe ich über unseren ersten Besuch dort in diesem Post geschrieben :-)



Nach dem Bad in den Quellen fühlten wir uns sehr entspannt und gingen erstmal in einem nahe gelegenen Sushi-Express gemütlich Sushi essen, das auf einem Band vor uns vorbeilief.
Sehr angenehmer Tag und noch dazu bei strahlendem Sonnenschein! Nach dem Tag fiel der ganze Unistress erstmal für eine Weile von uns ab. An dem Wochenende kam auch noch Shengjie nach Taipei, sodass wir mal wieder eine gute Gelegenheit hatten, abends wegzugehen. Wieder aßen wir Sushi, diesmal jedoch in einem etwas teureren und exklusiveren Restaurant, wo wir uns auch nicht komplett satt aßen, da das dann doch unser Budget gesprengt hätte.... lecker war's aber und man konnte den Köchen noch direkt bei der Arbeit zusehen, wirklich nett! Danach sahen wir uns noch im nahe gelegenen Breeze Center (ein Einkaufszentrum) die große Auswahl an ausländischen Biersorten an, von denen Shengjie uns erählt hatte, kauften einige überteuerte westliche Lebensmittel (Birnensaft!!! Von Granini!!! Er war so lecker....) und dann war unser schönes viertägiges Wochenende auch schon wieder vorbei :-( Hatte ich eigentlich erwähnt, dass sich die taiwanische Regierung ausgedacht hat, dass wir den einen Brückentag in der Uni nachholen mussten, sprich, 10 Tage lange 10 Minuten länger Unterricht machen, um die "verlorenen" 90 Minuten des einen freien Tages aufzuholen? Andernfalls hätten wir nämlich (das war ursprünglich die tolle Idee der Regierung) einen Samstag im Januar zur Uni kommen müssen, um eben jene 90 Minuten nachzuholen. Die spinnen echt in der Regierung.... denken sich auch dauernd neuen Scheiß aus, um die ausländischen Studenten zu schikanieren. Na ja. Wo war ich? Ach ja.


Unser zweiter netter Ausflug der letzten Zeit war gerade gestern. Schönes Wetter und dazu noch an einem Sonntag, das mussten wir doch mal wieder für einen Ausflug in die Umegegend Taipeis nutzen. Und so entschieden wir uns für Wulai (sprich: U-lai), ein Ort, den ich noch von meinem ersten Aufenthalt hier kannte und der neben einem kleinen Dorf, das fast ausschließlich aus Souvenirläden und Restaurants besteht, eine sehr schöne Landschaft aufweist. Wulai liegt nämlich in den Bergen und schon allein die ruckelige Hinfahrt mit dem Bus von der MRT Station Xindian aus bietet einem wirklich schöne Ausblicke auf die umliegenden Berge, die in der Ferne vom Dunst immer heller werden, einen See mit grünem Wasser und den in den See mündenden Bergfluss, der auch durch Wulai selbst fließt. In Wulai kann man dann mit einer Mini-Bergbahn für Touristen einige Minuten den Berg hochfahren und direkt vor einem Wasserfall aussteigen, der schön ist und trotz seiner geringen Größe zur Touristenattraktion gemacht wurde (sprich Souvenirstände und Restaurants wo man hinsieht). Die ersten Kirschblüten fingen schon an zu blühen und boten somit ein paar hübsche Fotomotive von dem Wasserfall. Ich vergaß zu erwähnen, dass es in Wulai eine ethnische Minderheit gibt, die Atayal, deren Kunsthandwerk und traditionelle Kleidung u.ä. in den Souvenirläden verkauft wird und deren Mosaike und Schnitzereien an vielen Brücken in und um Wulai zu sehen sind. Clemens war fast versucht, einen Morgenmantel in Atayal-Farben (hauptächlich rot) zu kaufen, konnte sich dann aber doch nicht wirklich entscheiden und so gingen wir weiter zu einem Park, der in einer Karte, die wir im Tourismus-Center in Xindian noch in die Hand gedrückt bekamen, als schön beschrieben wurde. Leider führte bloß eine Autostraße mit einem sehr schmalen Fußweg direkt am Berghang dorthin und da die Karte nur schematisch war, waren wir uns über die Entfernung nicht ganz sicher. Frohen Mutes wanderten wir trotzdem erstmal los und zu unserer Erleichterung sagte eine Passantin, bei der wir uns erkundigten, dass es wirklich nicht mehr weit sei. Der Park war eigentlich mehr ein Weg für Fußgänger, der jedoch an einigen schönen Wasserfällen entlangführte und schöne Aussichten auf die umliegenden Berge und den Fluß im Tal bot. Allein die Brücke über das nicht gerade flache Flußtal zu dem Park, der auf der anderen Seite war, war sehr sehenswert.
Am Ende des Parks erreichten wir, wie auf der Karte beschrieben, einen kleinen Ort, von wo aus wir hofften, ein Taxi zurück nehmen zu können, da es langsam spät wurde und wir den ganzen Weg nicht nochmal zurück gehen wollten. Leider war der Ort aber so klein, dass es neben einer Schule, einigen Wohnhäusern, einem Restaurant und einem Gemischtwarenladen nicht viel gab und vor allem keine Taxis (außer ein, zwei schon besetzte). Ratlos fragten wir einige Menschen vor dem Laden nach einem Taxi und ein betrunkener Rollerfahrer wies auf einen Mann, der neben einem Auto stand: "Mein Kumpel hier nimmt euch mit, der fährt eh runter". Alleine wäre ich bestimmt nicht bei einem fremden Mann m Jogginganzug in dessen einigermaßen teuer aussehenden Auto mitgefahren, aber da Clemens dabei war, stiegen wir dankbar in das Auto ein und konnten während der Fahrt den Schlangenlinien fahrenden Rollerfahrer beobachten, zu dem unser Fahrer nur trocken bemerkte "es ist erstaunlich, der trinkt immer so viel, aber fällt trotzdem beim Fahren nicht um". Weiterhin erzählte er uns noch, dass er von den Atayal ist, die hier wohnen und dass die Kirschblüten im Februar und März viel schöner seien und er uns zu einem Ort mit besonders schönen Kirschblüten bringen würde, wenn wir nochmal nach Wulai kämen. Wirklich nett!! Ein Glück, dass wir den gerade getroffen hatten... In Wulai angekommen, gab er uns noch seine Nummer und seinen Namen und meinte, wir sollten in auf jeden Fall anrufen, wenn wir nochmal kommen und wenn er Zeit hätte, würde er uns ein wenig die Gegend zeigen. Wir verabschiedeten uns dankbar, kauften uns noch etwas zu essen und zu trinken und warteten auf den Bus für die Rückfahrt. Mittlerweile waren wir beide sehr müde und geschafft und froh, nach der insgesamt einstündigen Fahrt wieder zu Hause zu sein. Wir schafften es gerade noch, einen halben und einen Spielfilm zu gucken und eine Nudelsuppe zu essen, ehe wir ins Bett fielen.

Oh und was auch noch erwähnenswert ist: Am Samstag waren wir in Wufenpu (sprich: u-fönn-puh), einem riesigen Klamottenmarkt, der auch gleichzeitig eine Art Klamotten-Großhandel für sämtliche Händler ist, die auf den Nachtmärkten Taipeis Klamotten verkaufen. Wirklich groß und teilweise um einiges günstiger als auf den Nachtmärkten, die ja auch schon recht günstig sind. Clemens und ich fühlten uns schon nach wenigen Minuten reizüberflutet, schafften es aber dennoch, uns mit günstigen Klamotten einzudecken, in meinem Fall unter anderem eine langersehnte Röhrenjeans in hellem Lila (auf einigen der Fotos zu sehen), die sogar tatsächlich passte! Das freute mich sehr, denn da man die Sachen dort nicht anprobieren kann, hätte ich sie sonst ganz umsonst gekauft gehabt. Wenn die neuen Sommersachen kommen, muss ich da auf jeden Fall nochmal hin *irres Glänzen in den Augen*. Erfreulicherweise gab es dort endlich auch mal eine ansehnliche Anzahl an Läden, die Männermode verkaufen, sodass auch Clemens sich nicht langweilen musste. Auf vielen Nachtmärkten ist Männermode nämlich wirklich rar, weil Mädchen wohl einfach die lohnenswerteren Kunden für Kleidung sind....

So. Das war's erstmal für heute. Schreibt mir Kommentare :-)
(Ja, auch ihr, Eltern....seid nicht so faul...man muss nur einmal auf "Kommentare" klicken und schon geht es....los....traut euch....)

ps: Die Fotos sind alle aus Wulai, das erste oben links zeigt den berühmten Wasserfall mit ein paar Kirschblüten davor, das zweite mich auf der oben erwähnten Brücke über das Flusstal, das dritte den Blick aus der kleinen Touristen-Bergbahn, das vierte den sehr interessanten Namen von einem der Wasserfälle, auf dem danach stehe ich einfach auf einer Treppe im Ort Wulai (als Reminiszenz an meinen ersten Besuch dort, wo ein ähnliches Foto entstand) und danach folgen noch drei Ansichten von Wulais schöner Landschaft.