
Eine Legende zu den einzelnen Bildern findet ihr am Ende des
Posts.
Vor einigen Wochen begann nach dem Bauernkalender oder auch Mondkalender das neue Jahr und zwar das des Ochsen. Da der Ochse für Durchhaltewillen und Beharrlichkeit steht, hoffen alle, die Wirtschaftskrise dieses Jahr durchzustehen, auf dass es endlich mal wieder bergauf geht. Alles Negative soll der Ochse ins Gute verkehren, was durch den Spruch 牛轉乾坤 (Wörtlich etwa: "Der Ochse kehrt Himmel und Erde um". Das Wort für "Ochse" wird genauso ausgesprochen wie das für "umkehren", es ist also eine Art Wortspiel) zum Ausdruck gebracht wird.
Das Chinesische Neujahr oder auch Frühlingsfest ist für die Chinesen und Taiwaner von der Bedeutung her das, was für uns Weihnachten ist und erinnert ein bisschen an eine Mischung aus Weihnachten und Silvester: Ein Fest, bei dem die ganze Familie zusammenkommt, den ganzen Abend über von einem reich gedeckten Tisch isst und mit viel Lärm und Böllern das


Zu essen gibt es dann natürlich nicht irgendwas, sondern Gerichte, deren Name ähnlich ausgesprochen wird wie positive oder glückverheißende Wörter. Sehr beliebt ist dabei Fisch (魚, wird wie "ü" gelesen), welcher so ähnlich klingt wie das Wort für Überfluss (餘, wird ebenfalls wie "ü" gelesen). Wenn man zu Neujahr Fisch isst, hofft man also auf Überfluss im nächsten Jahr. Viele dieser Traditionen stammen aus einer bäuerlichen Gesellschaft, wo eine reichhaltige Ernte das Überleben der Familie sicherte und man somit eben auf Überfluss hoffte.
Clemens und ich hatten das Glück, den Vorabend des Chinesischen Neujahrs (also sozusagen "Chinesisches Silvester") bei der Familie unseres guten Freundes Shengjie zu feiern, dessen Oma väterlicherseits in ihrem Haus in Taoyuan das Essen ausrichtete. Die ganze Familie war sehr erfreut, dass wir gekommen waren und schenkte uns sogar die oben erwähnten roten Umschläge, auf die Shengjies Vater in Schönschrift einige Neujahrswünsche geschrieben hatte. Auch eine japanis


Somit hofften also immer alle auf eine besonders niedrige Augenzahl des Dealers :-)
Clemens und ich gewannen sogar jeder etwa 5 Euro, da wir zum richtigen Zeitpunkt aufhörten. Sehr lustig und vor allem sehr 熱鬧 (laut und lebhaft)!
Nach dem Glücksspiel wurden weiter Früchte und Süßes gegessen, ehe es dann raus ging zum Böllern. Zum Chinesischen Neujahr wird den ganzen Tag über geböllert und es ist nicht so, dass um 12 Uhr alle auf einmal loslegen, es verteilt sich eher über den Tag. Dennoch machte es Spaß und es war auf jeden Fall ein Erlebnis, ein richtiges taiwanisches Neujahrsfest mitzuerleben!
Danach hatten wir ausnahmsweise mal eine Woche Ferien, die wir hauptsächlich mit Erholung verbrachten. Einige Tage später ging es dann noch zum von Shengjies Familie organisierten Ausflug zum Paintball, bei dem man in Armeekleidung und Helm mit Waffen auf einem dafür vorgesehenen Gelände Farbkugeln aufeinander schießt und Krieg spielt. Eigentlich nicht so mein Ding, aber ich wollte auch nicht den ganzen Tag alleine zu Hause sitzen und so kam ich auch mit. Shengjie holte uns morgens mit dem Auto ab und nach einer ganzen Weile erreichten wir denn etwas außerhalb Taipehs gelegenen Paintball-Platz. Dort wurden uns zunächst erst

Nachdem wir noch die dritte Runde abgeschlossen hatten, ging es zum Umziehen und zu einem großen Essen in einem nahegelegenen Restaurant, zu dem uns einer der Onkels netterweise einlud. Es wurde Fisch in fünf verschiedenen Zubereitungsarten serviert, die wirklich alle außerordentlich lecker waren (besonders der süß-saure und der frittierte)!! Ein regelrechtes Festmahl. Nach dem ausgiebigen Essen (merkt man meinem Bericht schon an, dass es den Taiwanern zu Neujahr fast ausschließlich ums Essen geht? :-)) ging es wieder nach Hause und Clemens und ich waren beide froh uns nach dem anstrengenden Tag endlich ein wenig ausruhen zu können.
Das nächste Neujahrsereignis waren zwei Wochen später die Himmelslaternen von Pingxi. Pingxi ist ein Dorf in den Bergen unweit von Taipeh, wo die sogenannten Himmelslaternen eine lange Tradition habe

Freundlicherweise hatte die Uni einen kostenlosen Bus-Shuttle nach Pingxi organisiert, für den man sich nur rechtzeitig registrieren musste. Pünktlich um 14:30 an einem Samstag ging es los. Die Fahrt nach Pingxi dauerte etwas länger als eine Stunde, die mit einigen Crackern und MP3 Player ziemlich schnell verging. In Pingxi angekommen, regnete es leider und leider war es wie erwartet MEGAVOLL. Menschenmassen ohne Ende und die auch noch alle mit Regenschirm. Ein Riesenspaß. Erstmal wurde der spätere Treffpunkt geklärt, dann ging es los, den Markt und die Gegend erkunden. Clemens und ich kauften uns erst mal einen Gemüsewrap und jeder einen Bergschweinfleisch-Spieß, um unseren Hunger zu stillen. Die Bergschweinspieße waren so lecker, dass wir uns am nächsten Stand gleich noch einen besorgten und uns weiter durch das Getümmel drängten. Auf dem Weg sahen wir mehrmals Menschengruppen, die die ersten Himm


Der Ort Pingxi an sich war auch sehr schön. In den Bergen gelegen, geht es über kopfsteingepflasterte Wege zwischen alten, kleinen Häuschen durch enge Gassen auf und ab. Eine kleiner Fluss, der durch das Dorf fließt und eine alte Eisenbahn, die an dem Tag über eine ebenso alte Eisenbahnbrücke Massen von neuen Touristen nach Pingxi brachte, runden das Bild des kleinen, traditionellen Bergdorfes ab. Ohne die Menschenmassen ist es sicher ein sehr friedlicher und angenehmer Ort, sodass Clemens und ich uns gleich vornahmen, Pingxi in Zukunft auf jeden Fall noch einen weiteren Besuch abzustatten. Gegen Abend wurde die Menge von Menschen immer undurchdringlicher und alle drängten sich in Richtung Pingxi Highschool, wo gegen Abend verschiedene Studentengruppen aus Taipei und Umgebung Himmelslaternen in großer Zahl steigen ließen. Es regnete immer stärker, doch dank vorher gekauftem Plastik-Regencape waren Clemens und ich gut geschützt und die vielen auf einemal in den Himmel steigenden Laternen waren wirklich ein einmaliges Bild! Am Ende durften wir auch noch in kleinen Gruppen selbst Laternen steigen lassen, ehe es in großem Gedränge zum Busparkplatz zurück ging. Die U

Unsere letzte Neujahrs-Aktivität war dann heute noch ein Besuch der Laternenausstellung auf dem Platz vor der Sun-Yatsen Memorial Hall, wo viele verschiedene Laternen, hauptsächlich natürlich in Form eines Ochsen und in allen möglichen bunten Farben ausgestellt waren. Einige waren wirklich sehr schön, aber auch dort war es leider sehr voll. Na ja, das lässt sich hier leider nie ganz vermeiden.

Auch den mit hunderten von gelben Laternen geschmückten Longshan-Tempel besuchten wir noch einmal und gingen wie alle anderen unter den ochsenförmigen Laternen hindurch, um Glück im neuen Jahr zu haben.
In diesem Sinne wünsche ich allen meinen Lesern ein frohes und glückverheißendes neues Jahr des Ochsen!!!
Legende zu den Bildern:
Bild 1) Eine große Laterne beim Longshan-Tempel, unter der man durchgehen konnte, um Glück im neuen Jahr zu haben.
Bild 2) Bei Shengjies Oma mit seiner Schwester und meiner japanischen Freundin Yoshiharu
Bild 3) Neujahrsdekorationen in der Luxus-Shopping-Gegend um Taipeh 101
Bild 4) Das Dorf Pingxi
Bild 5) Clemens, Shengjie und ich bei Shengjies Oma
Bild 6) Blick auf die Berge um Pingxi
Bild 7) Die Himmelslaternen von Pingxi
Bild 8) Menschengedränge in Pingxi
Bild 9) Die alte Eisenbahn in Pingxi
Bild 10) Die Leuchtbuchstabend der Uni-Mitarbeiter
Bild 11) Laternendekorationen am Longshan-Tempel
1 Kommentar:
So ein toller Bericht, dass ich Euch am liebsten besuchen würde. Du weißt: ich mag schon keine Autos und vorm fliegen fürchte ich mich erst recht. Von daher muss ich weiter nachts in den Himmel schauen und darüber nachdenken, ob Du wohl von Taiwan die gleichen Sterne siehst wie ich. Grüß mir die Kittys von Taipei...
Dein K.Kalle
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