Sonntag, März 08, 2009

Japan Episode 1

Die erste Märzwoche haben wir unser Geld zusammengekratzt und sind mit noch zwei weiteren Freunden, Nina und Sönke, die einige Tage zuvor nach Taipei gekommen waren, nach Japan gefahren. Unsere erste Station war Tokyo, wo wir in dem alten Viertel Asakusa in einer niedlichen kleinen Jugendherberge ein Zimmer gemietet hatten. Die Herberge war wirklich nett gemacht, der Gemeinschafstraum war als Tatami-Zimmer mit Sitzkissen gestaltet, sodass gleich ein wenig Japan-Feeling aufkam und auch die Doppelstockbetten in dunklem Holz waren in Ordnung. Da wir am ersten Tag erst relativ spät ankamen, so gegen 8 Uhr abends, unternahmen wir auch nicht mehr viel, schauten uns allerdings ein wenig die Umgegend an, in der wir gleich eine kleine Tempelanlage entdeckten. Leider regnete es und war im Vergleich zu Taiwan SEHR kalt (also so um die 5 Grad), sodass wir uns bald schon wieder in unser kuschelig gewärmtes Zimmer verzogen.
Am nächsten Tag stand dann das Elektronik und Freak-Viertel Akihabara auf unserem Plan, das auch alle unsere Erwartungen an Tokyo erfüllte - es war groß, bunt und voller abstruser Läden, die noch abstrusere Sachen verkauften (siehe auch Fotos). Nachdem wir ein wenig durch das Viertel gebummelt waren, kaufte ich mir im nahegelegenen Buchviertel noch ein Englisch-Japanisch Lexikon, um uns auch sicher durch Japan führen zu können.... naja und natürlich, um es fürs Studium zu benutzen :-)
Als nächstes besuchten wir den im Reiseführer gepriesenen Ueno-Park, der allerdings ein wenig trist war, was vielleicht auch an dem grauen Wetter und den kaum Blätter tragenden Bäumen lag. Das Museum am Ende des Parks zogen wir in Betracht, mussten dann jedoch stattdessen unsere müden Füße in einem Café ausruhen. Wir fuhren danach wieder zurück nach Askusa um uns die am vorigen Tag entdeckte Tempelanlage nochmal im restlichen Tageslicht anzuschauen und entdeckten um die Anlage herum einen riesigen Souvenirmarkt, der für eine Weile unsere Aufmerksamkeit fesselte. Angesichts der überhöhten Preise kauften wir jedoch nur einige Postkarten und ruhten uns noch ein wenig in der Herberge aus, bevor es weiterging nach Roppongi, dem Vergnügungsviertel Tokyos. Roppongi wies einen schönen Ausblick auf den Tokyo-Tower und eine Menge hohe, moderne Wolkenkratzer auf, sowie einige schöne (und auch teure) Bars. Schließlich entdeckten wir einen kleinen, irischen Pub mit relativ erträglichen Preisen, in dem wir es uns für den Rest des Abends gemütlich machten.
Für den folgenden Tag war ein großes Programm geplant: Zuerst der Besuch im Ghibli-Museum, für das man Karten hatte vorbestellen müssen, was Clemens und ich auch getan hatten. Als wir ankamen und dem Mann am Eingang fröhlich unsere Karten entgegenstreckten (die wir natürlich auch schon bezahlt hatten), erwartete uns erstmal ein Schock: Die Frau vom Reisebüro hatte das falsche Datum auf die Karten geschrieben, nämlich das vom Vortag! Nach langer Diskussion auf gebrochenem Japanisch und Englisch, fragte der Mann schließlich seine Chefin, die ein Einsehen mit den weitgereisten Deutschen hatte und uns reinließ. Wenn wir nicht reingekommen wären, wäre das echt ärgerlich gewesen! Da bestellt man die Karten ordnungsegmäß vor und dann das...
Das Ghibli-Museum stellt Skizzen, Zeichnungen und Figuren aus Filmen von Hayao Miyazaki bzw. dem Ghibli-Studio vor, welches animierte Filme sind, die mit unglaublich viel Liebe zum Detail und Fantasie gestaltet sind. Bekannte Filme sind etwa "Mein Nachbar Totoro", "Das wandelnde Schloss" oder "Prinzessin Mononoke". Das Museum selbst ist teilweise den Fantasiewelten in den Filmen nachempfunden und hat wie auch die Filme einen europäischen Touch. Besonders niedlich fand ich die Glasfenster mit Motiven aus den Filmen. Die Räume, in denen Zeichnungen und Skizzen ausgestellt sind, sehen aus wie eine Künstlerwerkstatt, mit Schreibtischen, die den Eindruck machen, als hätten die Zeichner nur kurz ihren Platz verlassen, um etwas essen zu gehen. Sehr liebevoll gemacht. Im Keller des Museums wurde dann noch ein Kurzfilm gezeigt, den es nur im Museum zu sehen gibt. Ein netter Film, leider nur auf Japanisch. Warum an englischen Untertiteln gespart wurde, bleibt in Frage gestellt. Insgesamt war das Museum wirklich einen Besuch wert!
Danach fuhren wir zurück in die Innenstadt (das Museum liegt etwas außerhalb, in einem hübschen Park), wo wir mit meiner japanischen Freundin Yoshiharu (eine Klassenkameradin aus meiner Klasse in Taipei) am riesigen Tokyoter Rathaus verabredet waren. Sie kam leider ein bisschen zu spät, brachte aber ihre Schwester mit und so fuhren wir dann erstmal zu viert auf die Aussichtsplattform des wirklich hohen Rathauses und betrachteten die Riesenstadt Tokyo, deren Stadtgrenzen nichtmal von dem hohen Turm zu sehen waren. Wieder unten angekommen, fuhren wir weiter nach Shinjuku, um uns das glitzernde bunte Nachtleben und die blinkenden Hochhäuser des Stadtteils anzusehen. Wir bummelten ein wenig umher, aßen Ramen (japanische Nudelsuppe) und waren dann alle so müde, dass wir nur noch in die Herberge zurück fahren und schlafen konnten. Tokyo ist wirklich groß!
Am nächsten Tag sollte unsere Reise weitergehen nach Kyoto. Am Tag zuvor hatte meine Freundin Yoshiharu uns noch beim Kauf der Bustickets geholfen, da wir ohne ihre Hilfe in dem riesigen Shinjuku nicht einmal den Busbahnhof gefunden hätten. Dazu bemerkt sei, dass der Bahnhof Shinjuku die meisten Passagiere pro Tag befördert und dementsprechend groß ist. Unsere siebenstündige Busreise begann erst gegen 13 Uhr und so nutzten wir die Zeit davor, im riesigen Shoppingviertel Shibuya noch ein paar Fotos mit der berühmten Hundestatue Hachiko zu machen und uns die Gegend noch ein wenig anzusehen, ehe es mit dem Bus in Richtung Kyoto ging. Eine siebenstündige Fahrt war natürlich nicht unser Ideal, doch leider war es dich günstigste Variante und die Bahnfahrt mit dem tollen Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen leider nicht in unserem Budget vorgesehen. Die Sonne schien aus allen Knopflöchern und ohne dass wir es erwartet hätten, tauchte plötzlich der Berg Fuji, der bekannteste Berg Japans und Pilgerort zahlreicher nationaler und internationaler Touristen in unserem Blickfeld auf. Das war wirklich ein glücklicher Zufall, denn den Fuji so klar zu sehen, ist eine echte Seltenheit, da er meisstens von Wolken oder Nebel komplett umhüllt und nicht sichtbar ist. Wie wild verbogen wir uns auf unseren Sitzen, um den Fuji auf ein Foto zu bekommen und es gelang uns trotz der schlafenden Mitreisenden, über die wir uns dafür beugen mussten, erstaunlich gut. Die Busfahrt hatte sich also schonmal gelohnt!
Nebenbei noch eine kleine, seltsame Eigenheit der Japaner... in Japan scheint es als unhöflich und/oder eklig zu gelten, sich vor anderen Leuten die Nase auszuschnupfen. Dieses Problem lösen die Japaner dann auf eine meiner Meinung nach wesentlich ekligere Art: Sie ziehen permanent die Nase hoch. So auch mein freundlicher Sitznachbar, der zum Glück noch durch einen Gang von mir getrennt war. Erst das Aufsetzen von Kopfhörern und das Anschalten meines Mp3 Players bewahrten mich davor. Japaner sind echt seltsam, aber das wissen wir ja...
Wie auch immer, gegen Abend kamen wir in Kyoto an und der Blick auf den Plan des Metro-Netzes am Hauptbahnhof versetzte uns einen Schock: Eine Station kostete über 2 Euro! Es nützte alles nichts, das sowieso schon gebeutelte Portemoinnaie musste gezückt werden. Hatte ich erwähnt, dass Japan ein teures Land ist? Noch schlimmer als in Deutschland und jede Stadt hat noch fünf verschiedene Metro- und Bahnsysteme, für die man alle extra zahlen muss....
Bei der herberhe wurden wir sehr freundlich von einem alten Japaner und seiner jungen Angestellten (die im Gegensatz zu ihm sehr gut Englisch sprach) in ihrem alten japanischen Haus, das zur Herberge umgebaut worden war, empfangen. Sie erklärten uns alles, was wir wissen mussten und so zogen wir in unser gemütliches Tatami-Zimmer mit 4 Futons, die leider sehr hart waren. Dennoch war die japanische Atmosphäre so nett und die Besitzer so freundlich und hilfsbereit, dass wir uns sofort wohlfühlten.
Am nächsten Tag standen wir ein wenig ausgeruhter als vorher auf und machten uns trotz Regen und Schneeregen auf zum Fushimi Inari Fuchsschrein, der mit seinen 1000 rotbemalten Torii (Tore in shintoistischen Schreinen) durch den Film "Die Geisha" bekannt geworden ist. Den mussten wir uns natürlich auf jeden Fall anschauen und natürlich auch durch fast alle Tore wandern (hab nicht gezählt). Leider führte der Weg durch die Tore über einen Berg und die Temperaturen sanken scheinbar immer weiter. Es war jedenfalls schweinekalt und so waren wir froh, dass, nachdem wir in zwei Restaurants nur bösartig beguckt worden waren, ein drittes Restaurant freundliche seine Schiebetür öffnete und wir uns endlich bei einem heißen Getränk aufwärmen konnten. Der Rest des Weges war auch noch recht weit, aber schließlich hatten wir unsere Runde beendet und waren auch ein wenig stolz, ganz oben gewesen zu sein! Riesig freuten wir uns auf unseren nächsten Programmpunkt:
Ein Besuch in einem japanischen Badehaus in der Nähe unserer Herberge. Badehäuser haben in Japan Tradition, früher hatte nicht jeder zu Hause die Möglichkeit, zu baden und so ging man eben gemeinsam ins Badehaus, das natürlich geschlechtergetrennt ist. Das Baden war nach derr anstrengenden Tour in der Kälte wunderbar angenehm und es war so typisch japanisch! Voll von alten Omis, die sich auf ihren kleinen Höckerchen vor den Duchplätzen sitzend, den Rücken mit einem Handtuch rieben und mit entspanntem Gesichtsausdruck in den viel zu heißen Badezubern saßen. Wir (also in dem Fall Nina und ich) setzten uns dazu und zu unserer Überraschung entdeckten wir in dem einen Becken einen elektrisch geladenen Teil, wo man einen kleinen Schlag bekam, sobald man das Wasser berührte! Richtig gruselig, aber die Omis fanden es offenbar super....
Nach dem Bad und noch ein wenig Ausruhen in der Herberge waren wir auch wieder fähig, uns etwas anzuschauen und so machten wir uns auf nach Gion, dem alten Geisha-Viertel Kyotos.

Dazu aber mehr im nächsten Post, sonst wird dieser hier viel zu lang :-)

Legende zu den Bildern:

1) Akihabara
2) Nina in einem Laden in Akihabara mit einem Tintenfischbällchen-Hut auf dem Kopf
3) Tempelmarkt in Asakusa
4) Wir vor dem Ghibli-Museum
5) Nina und ich mit Hachiko
6) DER FUJI!
7) Ein Gebäude im Fushimi Inari Schrein
8) Nina im Gang zwischen den 1000 Toren
9) Gebetstäfelchen im Fushimi Inari Schrein (in Fuchsgesichtsform)

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