Montag, Mai 11, 2009

Japan Episode 3 ~ Osaka

Nach einer ganzen Weile Pause melde ich mich nun endlich mit dem dritten Teil meiner Japan-Reise zurück. In den letzten Wochen hatten wir viel Besuch aus Deutschland, mit dem wir viel unternommen haben und somit blieb wenig Zeit zum Blog schreiben. Nun ist langsam wieder Alltag eingekehrt und ich habe auch wieder ein bisschen Zeit und Muße zum bloggen.

Nach einem anstrengenden Tag und einer 30-minütigen Bahnfahrt in einem brechend vollen Zug kamen wir also müde in Osaka an. Die Suche nach dem Hotel erwies sich leider als weniger einfach als gedacht, da offensichtlich die Wegbeschreibung im Internet nicht ganz fehlerfrei gewesen war. Nachdem wir eine Weile in gruseligen, dunklen Gassen und an einsamen mehrspurigen Straßen, die auf die Autobahn führten, umhergelaufen waren, fanden wir schließlich mit Hilfe einiger Einheimischer unser Hotel. Im Vergleich zu der niedlichen Jugendherberge in Kyoto war das Raizan South eher zweckmäßig eingerichtet und eine große Sammlung ausleihbarer Porno-Videos sowie ein extra eingerichtetes Frauen-Stockwerk, auf das Nina und ich auch gleich unfreiwillig verbannt wurden, ließen den Eindruck erwecken, dass dieses Hotel früher mal nicht ausschließlich als Backpacker-Hotel gedacht gewesen war...
Die Zimmer waren jedoch einigermaßen sauber und in Ordnung. Auf dem Frauen-Stockwerk erwarteten uns gleich einige interessante Schilder. Die englische Übersetzung deutete darauf hin, dass zwar die Vermittlung der Aussage sehr wichtig zu sein schien, korrekte Grammatik und Wortwahl jedoch nebensächlich:
Da wir vom Tempel-Marathon in Kyoto noch sehr müde waren, besorgten wir uns in einem nahegelegenen 24-Stunden Supermarkt unser Abendessen (Instant-Nudeln, für alles andere reichte unser Geld nicht mehr) und setzten uns bei den Jungs ins Zimmer, um uns auszuruhen und ein wenig fern zu sehen. Dabei stellten wir fest, dass das Hotel seinen Gästen einen 24-Stunden-Pornokanal zur Verfügung stellt, was unsere Vermutung, dass das Ganze wohl mal ein Stundenhotel gewesen sein muss, nur bestärkte. Japanische Pornos sind wirklich seltsam. Es liefen immer kurze Filmchen mit unterschiedlichen Themen: Frau wird beim Vorstellungsgespräch verführt (inklusive minutenlanges langweiliges Bewerbungsgespräch, während dessen der liebe Herr Chef gelegentlich die Knie seiner zukünftigen Mitarbeiterin begrabbelt, ehe es dann zur Sache geht) oder: Termin beim Frauenarzt, was wohl von genau zwei Menschengruppen als eklig empfunden wird, nämlich von Frauen und von Frauenärzten...
Das Ganze wurde dann irgendwann immer detailverliebter gefilmt, sodass wir irgendwann beschlossen, schlafen zu gehen, da dies ein Einblick in die japanische Gesellschaft war, den man nicht zu lange ausdehnen möchte.
Am nächsten Morgen machten wir uns trotz Dauerregen auf zur Burg Osaka, die in Sönkes Reiseführer gepriesen wurde. Der lange Weg von der Bahnstation durch den Park wäre bei jedem anderen Wetter sicher sehr schön gewesen, doch im strömenden Regen war er einfach nur... lang. Die Burg sah schon von weitem sehr beeindruckend aus und wir freuten uns darauf, eine richtige japanische Burg besichtigen zu können. Vor der Burg wurden Tickets verkauft (natürlich mal wieder 6 Euro pro Ticket...).
Doch im Inneren der Burg angekommen, erwartete uns eine Überraschung: Das gesamte Innenleben der Burg war mit einem hochmodernen Museum inklusive Fahrstuhl ausgekleidet worden, sodass von dem ursprünglichen Charme der Burg einfach mal gar nichts mehr übrig blieb! Enttäuscht schauten wir uns die mäßig spannende Ausstellung über den einstigen Kriegshelden und Burgherr an und trauerten unseren 6 Euro noch nach, als wir die Burg wieder verließen. Was für eine Enttäuschung.
Um uns wieder aufzuheitern, besuchten wir als nächstes das Szene-Viertel Amerikamura, das wirklich einen Besuch wert war. Hohe Wolkenkratzer und kleine, szenige Geschäfte machten den Bummel durch das Viertel zu einem angenehmen Abschluss unserer Japan-Reise. In einem kleinen Ethno-Laden fand ich ein Armband mit Elefanten aus Kokosnuss-Schalen, das ich mir als Andenken mitnahm. Am Abend nutzten wir das hoteleigene Badehaus, um uns von dem kühlen, regnerischen Wetter zu erholen. Es war total leer, was sehr angenehm war und sogar eine kleine Sauna stand zur Verfügung. Dass das Badewasser ein bisschen zu heiß war, darüber sahen wir geflissentlich hinweg und waren danach auch so müde, dass wir ziemlich bald ins Bett fielen.
Am letzten Tag blieb uns keine Zeit mehr für weitere Erkundungen der Stadt, da wir ziemlich bald nach dem Aufstehen unser restliches Geld (und leider nicht wenig) für den Zug zum Flughafen ausgaben und uns auf die Rückreise nach Taipeh begaben.
Das Bahnnetz in Osaka war ähnlich verwirrend wie das in Tokyo und so stiegen wir in den erstbesten Zug, an dem "Flughafen" dran stand ein...
Es war ein sehr moderner Zug mit riesigen, ovalen Fenstern, die einem einen super Ausblick auf die (jetzt natürlich!) in strahlendem Sonnenschein glänzende Stadt ermöglichte. Wir freuten uns noch, dass so viele Sitzplätze frei waren, als nach etwa der Hälfte der Strecke eine freundliche Zugbegleiterin sich unsere Tickets ansah und uns erklärte, dass wir für diesen Schnellzug noch jeder 500 Yen (ca. 4 Euro) extra bezahlen müssten. Einziges Problem: Die fast 10 Euro für die Zugfahrt zum Flughafen waren unser letztes Geld gewesen. Keiner von uns hatte mehr als die letzten paar Yen für eine Flasche Wasser am Flughafen in der Tasche. Wir versuchten, einen auf verständnislos zu machen und zeigten immer wieder auf unser Ticket, doch die Frau ließ sich nicht beirren und so mussten wir schließlich nach etwa 3/4 der Strecke aussteigen und auf den nächsten langsameren Zug warten. Dennoch hatten wir einen Großteil der Strecke sehr angenehm zurück gelegt, also gab es auch keinerlei Grund zur Klage.
Der Rückflug verlief problemlos und wir waren alle sehr froh, uns für den Rest des Tages ausruhen zu können.

Japan war auf jeden Fall eine interessante und spannende Reise! Vor allem Kyoto hat mich sehr beeindruckt, mit seinen vielen traditionellen Häusern und dem typisch japanischen Flair.
Überrascht hat uns alle, wie viele Probleme der japanischen Gesellschaft man selbst als Tourist zu sehen bekommt. Betrunkene Geschäftsleute zu fast jeder Tageszeit auf den Straßen, Hunderte von Menschen, die sich in den "Pachinko"-Spielhallen den ganzen Tag von ohrenbetäubender Musik zudröhnen lassen und ihre kleinen, silbernen Kugeln durch die Automaten rollen lassen. Freak-Läden und Pornos in allen möglichen Facetten, die man sich nicht mal vorstellen kann oder möchte. All das ist schon ein wenig beunruhigend.
Nichtsdestortrotz ist Japan auf jeden Fall eine Reise wert und bei mir war es vor allem die schöne Natur und die traditionellen Bauwerke, die mich noch viel nachhaltiger beeindruckt haben als die modernen Hochhäuser in Shibuya und Shinjuku, was vielleicht aber auch daran liegt, dass ich das asiatische Großstadtleben hier in Taipeh jeden Tag habe :-)
Wenn ich nochmal nach Japan komme, dann wird es mit ziemlicher Sicherheit Kyoto sein!

Legende zu den Bildern:

1) Gullideckel in dem Park um Burg Osaka
2) Schild in unserem Hotel
3) Burg Osaka
4) Laden in Amerikamura
5) Straßenszene in Amerikamura


Und zum Abschluss: Einfach, weil es die tollste englische Übersetzung hat, die ich jemals irgendwo gesehen habe! Ich frage mich, ob man den Sinn des Schildes (es klebte übrigens an einer Toilettentür) ganz ohne Japanischkenntnisse überhaupt erahnen kann?! Kleiner Tipp: Es hat nichts mit Sake zu tun...

2 Kommentare:

Christoph hat gesagt…

Den Bericht über die Japanreise und den zum Teil etwas erschreckenden Blick auf die aktuelle japanische Gesellschaft, gewürzt mit Jazzies trockenem Humor hab ich mit großem Interesse und einigem Schmunzeln gelesen, Danke!

criddel hat gesagt…

Hätte ichs vorher gewusst, hättet ihr mir so einen künstlerisch gestalteten Kanaldeckel mitbringen können...(;-)