Montag, September 08, 2008

Uni, Rockmusik und Strand

Irgendwie hatte ich Donnerstag ja was von "morgen" versprochen...*räusper*
Also Freitag. Wir mussten früh aufstehen und zur Einführungsveranstaltung der Uni gehen. Von 9 bis 10 wurden uns abwechselnd auf Chinesisch und Englisch die wichtigsten Informationen mitgeteilt. Zu meinem Erstaunen und meiner Freude war das Ganze wirklich relativ knapp gehalten und es stellte sich nicht jeder Lehrer einzeln vor, wie ich erwartet hatte, sondern es wurden wirklich nur relevante Informationen von einer Mitarbeiterin des Instituts kurz vorgestellt. Danach musste man sich anstellen, um seinen Stundenplan zu erhalten. Bei Clemens musste wohl irgendwas schiefgelaufen sein, denn man hatte ihm den Anfängerkurs zugeteilt. Er ging sich natürlich sofort beschweren, aber wie wir noch lernen sollten, heißt das Zauberwort in Taiwan 規定 (sprich: guey ding), Regel, Vorschrift, mit dem einfach jedes nicht zu lösende Problem entgültig beantwortet wird: "Das ist eine Vorschrift unseres Instituts". Denn eine dieser wunderbaren Vorschriften sieht vor, dass man als neuer Student erst nachdem man zwei Tage in dem zugeteilten Kurs gesessen hat, seinen Kurs wechseln kann. Das heißt, ob man schon gleich beim Ansehen des Buches weiß, dass da irgendwas falsch gelaufen sein muss, interessiert niemanden. Das Wechseln des Kurses ist, nebenbei bemerkt, auch nicht gerade intelligent organisiert. Man muss sich erst beim momentanen Kurs austragen (nach den zwei Tagen), und dann selbst herausfinden, in welchem der gewünschten Kurse (die es natürlich aufgrund der hohen Zahl von Studenten zu vielen verschiedenen Zeiten gibt) noch ein Platz frei ist. Falls keiner mehr frei ist, und auch der Platz in dem vorherigen Kurs dann besetzt ist, scheint es, als hätte man Pech gehabt....ich hoffe, dass ich nicht in diese Situation komme, denn sonst werde ich wohl der taiwanischen Etikette widersprechend meine Wut zum Ausdruck bringen müssen...
Mein Kurs ist zwar nicht ganz so sehr unter meinem Niveau wie der von Clemens (hab ich übrigens erwähnt, dass man auch erst das vorgeschriebene Buch kaufen muss, nur um es dann zwei Tage später wieder umzutauschen, wenn man wechseln möchte...?), doch ich möchte trotzdem in einen höheren Kurs, da ich in dem jetzigen Kurs zwar alles verstehe, aber kaum Neues lerne und das ist ja auch irgendwie nicht der Sinn der Sache. Aber ich greife vor. Also zurück zum Freitag.
Nach der Einführungsveranstaltung war für mich noch eine Einladung vom DAAD in ein historisches Teehaus angesagt, wo sie die Stipendiaten kennen lernen wollten. In einer sehr entspannten Atmosphäre wurde Tee getrunken und geplaudert. Das Haus war auch wirklich sehr schön, ein ehemaliges Wohnheim für japanische Soldaten, wo man auf Tatami-Matten an einem niedrigen Tisch saß und sich Tee und Snacks bringen ließ. Leider hatte ich meine Kamera vergessen, aber es war ein sehr netter Nachmittag, ich habe mich wirklich nett mit zwei Studenten unterhalten, die noch ihr gemeinsames Kind mit nach Taiwan gebracht hatten, welches tagsüber in einer sogenannten "Children's School" untergebracht war. Mutig! Der arme Junge muss jetzt irgendwie Chinesisch, Englisch und Deutsch gleichzeitig lernen....aber seine Mutter meinte schon, dass sie ihn jetzt nicht wirklich die Englisch-Hausaufgaben machen lassen wird....er ist ja schließlich erst zwei Jahre alt....die spinnen hier echt mit ihrem Bildungssystem, normale Kindergärten scheint es kaum zu geben.
Nachdem ich von dem Treffen zurück kam, fiel mir ein, dass ich noch eine Probestunde in einem nahe gelegenen Sportverein hatte, der aber leider ein bisschen zu teuer für mich ist. Die Probestunde wollte ich natürlich trotzdem nutzen ;-)
Nachdem die Trainerin verkündet hatte, dass der Pilates-Unterricht "wirklich nicht schwer" sei, begann ich schon nach den ersten Übungen in dem schlecht gekühlten Raum zu schwitzen und als sie gegen Ende der Stunde schließlich ihr gestrecktes Bein an die Brust zog, hörte ich auch irgendwann auf ihrem einführenden Satz Glauben zu schenken...

Aber kommen wir zum Wochenende :-)
Samstagnachmittag kamen Klara und Benni, zwei Freunde aus der Uni, die in Changhua in Zentraltaiwan (mit dem Zug etwa eine halbe Stunde Fahrt von Taipeh) ein Praktikum machen, nach Taipeh. Nachdem sie sich die Hauptattraktionen mit ihrem Mitbewohner zusammen, den sie mitgebracht hatten, angesehen hatten, trafen wir sie gegen 19 Uhr im Vergnügungsviertel Ximending, um ihnen ein wenig die von Leuchtschildern und Shopping geprägte Innenstadt zu zeigen. Danach trafen wir uns alle noch mit Gao Yu (sprich: Gao Ü), einer Freundin von Jamie, die ich bei meinem letzten Aufenthalt hier kennen gelernt hatte. Sie brachte noch eine weitere Freundin, Peishan, mit und gemeinsam (nun zu siebt) machten wir uns auf den Weg in eine Bar, wo, wie Gao Yu mir erzählt hatte, ein Freund von ihr mit seiner Band auftritt. Die Bar war sehr niedlich und wir bekamen sogar einen Sitzplatz und, nachdem wir Eintritt bezahlt hatten, ein freies Getränk. Die Band hieß "Sorry Youth" und spielte relativ rockige, aber nicht zu harte Musik. Wirklich nett!
Gao Yu und Luo Peishan
Da Clemens und ich von China nur Liebes-Pop-Balladen gewöhnt waren, waren wir angenehm überrascht und die danach folgende Band spielte sogar noch bessere, ein wenig an Sigur Rós erinnernde Musik. Von der ersten Band bekamen wir sogar eine Demo-CD geschenkt, von der anderen Band kaufte Clemens eine CD. Nach den Konzerten setzten wir uns noch ein wenig nach draußen auf die Stufen vor einem Hochhaus und unterhielten uns ein wenig, mit einer Mischung aus Deutsch, Englisch und Chinesisch. Gao Yu und ihre Freundin sind wirklich nett, sehr offen und fröhlich und wir verstanden uns alle sofort gut miteinander, sodass ich die beiden nach dem Abend noch spontan zu dem für Sonntag geplanten Strandausflug mit Shengjie (ja wir haben einen vollen Terminkalender^^) einlud.

Leider waren wir Samstag so spät im Bett, dass wir Sonntag nicht vor halb drei loskamen, doch Shengjie stand pünktlich um halb drei mit dem Auto vor der Tür und auch Gao Yu und ihre Freundin waren zur verabredeten Zeit da, sodass es dann doch noch in Richtung Strand ging. Die Fahrt dauerte leider relativ lang, weil wir wohl nicht die Einzigen waren, die bei dem (zum Glück) strahlenden Sonnenschein auf die Idee gekommen waren, an den Strand zu fahren. Nach ca. einer Stunde waren wir jedoch da und ich konnte endlich ans Meer und ins Wasser. Ungewohnterweise war das Wasser so lauwarm, dass man absolut keine Zeit brauchte, sich an die Temperatur zu gewöhnen, so wie man das aus Deutschland oder auch aus Spanien kennt. Man konnte einfach rein und rausgehen, ohne jemals zu frieren und erfrischend war es trotzdem. Super :-) Lustigerweise konnten Shengjie und die Mädchen gar nicht so richtig schwimmen und so hörte ich nach drei kleinen Schwimmzügen plötzlich aus allen Richtungen "wow, du kannst ja toll schwimmen!". Na ja, andere Länder, andere Sitten :-)
Wir plantschten also im Wasser herum, bewarfen uns gegenseitig mit Matsch und machten alberne Fotos. Ich liebe den Strand und das Meer, es war total schön und machte richtig Spaß!!!
Als es zu dämmern begann, machten wir uns langsam auf den Weg, wir planten einen Ausflug zum Nachtmarkt in Jilong, um dort zu essen. Doch leider wurde daraus nichts, denn kurz bevor wir den gepflasterten Weg erreichten, trat ich mir etwas in den Fuß, zog es raus - und es blieb ein Stückchen drin. Leider so tief, dass wir es nicht rausmachen konnten. Die Frau von der Strandwache hatte offenbar auch keinen Erste-Hilfe-Koffer dabei, sodass wir eine Klinik aufsuchen mussten, damit es sich nicht entzündet. So ein Mist....natürlich war Sonntag und natürlich waren alle Kliniken zu und natürlich konnten die Apotheken auch nicht helfen, sodass wir schließlich nach endlosem Hin-und-her Gefahre in ein großes Krankenhaus fahren mussten und zwar in die nicht gerade günstige Notaufnahme. Wegen einem winzig kleinen Stück Ast in meinem Fuß...
Nach einigen Problemen mit der Anmeldung (wer nimmt schließlich seinen Reisepass mit an den Strand) und nachdem ich (also Clemens hats ausgelegt :-)) 800 NT$ bezahlt hatte, was etwa 17 Euro entspricht, bekam ich ein blaues Band um den Arm und mir wurde erstmal Blutdruck gemessen und Temperatur im Ohr (ich wiederhole...ein mini-kleines Stückchen Ast in meinem Fuß). Nach einer relativ kurzen Wartezeit kam ich dann endlich auf ein Bett, wo mich der zuständige Arzt erstmal fragte, wie lange ich denn schon in Taiwan sei, da ich ja so gut Chinesisch spreche (selbst er konnte seine Neugier nicht unterdrücken). Ich muss vielleicht dazu sagen, dass man das hier wirklich von jedem gefragt wird, sei es ein Mitarbeiter in einem Geschäft, ein Makler, ein Vermieter, ein Lehrer, ein fremder Mensch, den man auf der Straße trifft, jemand, den man nach dem Weg fragt.....ich fands sehr lustig, dass selbst der Chirurg sich nicht beherrschen konnte :-)
Na ja, danach kam endlich eine Schwester und pulte mit einer Nadel den Übeltäter aus meinem Fuß, machte ein Salbe drauf (die extrem brannte) und ein Stück verband drauf. Nach einer Spritze gegen eventuelle Infektionen durfte ich dann endlich gehen und konnte der besorgten Gao Yu erneut versichern, dass es wirklich nicht wehtut. Alle kümmerten sich wirklich sehr lieb um mich, was mir ein wenig unangenehm war, da das wirklich keine große Sache war und ich das Ding einfach nur raushaben wollte, um eine Entzündung zu vermeiden. Unnötig zu erwähnen, dass mir natürlich auch noch diverse Tabletten und eine Salbe verkauft werden mussten, ehe ich gehen durfte. Die Tabletten werde ich wohl nicht nehmen, schließlich sind die gegen bakterielle Infektionen und es ist wirklich eine kaum sichtbare Wunde. Aber in Taiwan geht man nunmal auf Nummer Sicher!
Nach dieser nervigen Episode konnten wir endlich etwas essen gehen und da Jilong zu weit weg war, entschieden wir uns für Danshuis Nachtmarkt, da das Krankenhaus ohnehin in dem Ort war und er auf unserem Weg lag. Clemens und ich wurden zum wiederholten Male zum Stinke-Tofu-Essen aufgefordert und so nahm ich einen Bissen, um endlich meine Ruhe zu haben....er schmeckte so wie er roch, aber überraschenderweise mochte Clemens ihn. Ich wurde zum Glück nicht dazu gezwungen, mehr zu essen. Wir schlenderten noch ein wenig über den Markt, ehe wir uns auf den Rückweg machten, wo Gao Yu mich noch dazu überreden wollte Schweineblut zu probieren....gekochtes....ich lehnte dankend ab und wir fuhren zu ihr, wo wir noch Majiang (Mahjongg) lernen wollten. Ich war ein wenig müde, aber Majiang machte wirklich sehr viel Spaß und war auch gar nicht so schwer, bloß war ich irgendwann so müde, dass ich kaum mehr denken konnte und so machten wir uns gegen 2 Uhr auf den Rückweg nach Hause. Shengjie fuhr uns und wir ließen uns diesmal nicht abwimmeln und gaben ihm ein wenig Benzingeld, da er wirklich viel gefahren war.
Abgesehen von dem Ausflug in das Krankenhaus (sowas passiert auch immer nur mir irgendwie), war es ein wirklich netter Samstag und vor allem konnte ich endlich ans Meer!!! ^_______________^

ps: Vor dem Majiang-Spielen wurde noch ein wenig Essen gekauft und uns angeboten. Nachdem ich ein Stück abgebissen hatte, teilte mir Gao Yu lachend mit, dass ich gerade getrocknetes Schweineblut gegessen hatte....

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

dass du die armen Männer am Strand umhaust, gibt mir zu denken...oder war das nur Abwehr?

Min Min hat gesagt…

Die sehen sonst keine Mädchen in Bikinis ;-)
Nein, das Foto war natürlich nur gestellt :-)